14.10.2016

Am Mittwoch, dem 12.10.2016, fand wie gewohnt, das gemeinsame Thüringisch-Sächsische Fütterungskolloquium statt. Zum neunten Mal trafen sich Thüringer Landwirte, um in Laasdorf den Fachbeiträgen aus Wissenschaft und Forschung aber auch Beiträgen mit Erfahrungen aus der Praxis zu folgen.

Die Geschäftsführerin der TVL, Frau Dr. Kleinhans, stellte die Ergebnisse aus der Datenerhebung von 356 Milchkuhbetrieben im Rahmen des Fördergrundsatzes Gesundheit und Robustheit der Milchkühe 2015 vor. Hieraus lassen sich Erkenntnisse zur Stoffwechselstabilität, Eutergesundheit, Fruchtbarkeit und Nutzungsdauer ableiten. Frau Dr. Kleinhans wies aber auch darauf hin, dass für die folgende Förderperiode Anträge von nur noch 302 Betrieben vorliegen und somit mit einem weiteren Verlust an Milchkühen in Thüringen zu rechnen ist. (pdf Dr. Kleinhans)

Mit großem Interesse wurde das Referat von Herrn Prof. Kaske, Rindergesundheitsdienst Vetsuisse Fakultät Zürich, verfolgt. Mit provokanten Fragen und Thesen machte er im Bereich der Fruchtbarkeitskennzahlen auf bestehende Dogmen aufmerksam, die in der modernen Milchproduktion überdacht werden sollten. Eindrucksvoll schilderte er die zumeist positiven Auswirkungen einer verlängerten freiwilligen Wartezeit und somit Zwischenkalbezeit auf die Gesundheit, Nutzungsdauer, Fruchtbarkeitsleistung und Milchleistung der Milchtiere. Er wies aber auch darauf hin, dass die Vorteile einer verlängerten Wartezeit nur in einem Betrieb mit erstklassigem Management zum Tragen kommen und kein Ausgleich mangelhafter betrieblicher Abläufe sein kann. Das Fütterungsmanagement ist bei einer gewollt verlängerten Laktation in jedem Fall anzupassen. (pdf Herr Kaske)

Herr Dr. Kampf, Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein, machte den Zusammenhang zwischen Fütterungsfehlern und Klauenerkrankungen deutlich. Er wies auf die bekannten Probleme in der Grobfutterqualität, der Überversorgung mit Stärke und Protein und den häufig vorkommenden Abweichungen zwischen der gefressenen Ration zur vorgegebenen Ration hin. Interessant waren insbesondere seine Hinweise und Erkenntnisse zur Versorgung der Milchkühe mit Spurenelementen. Hier sind nicht nur die theoretischen Versorgungsempfehlungen zu beachten, sondern auch mögliche Überversorgungen bzw. Versorgungslücken, die aufgrund von Wechselwirkungen mit anderen Mineralien entstehen können. (pdf Dr. Kampf)

Immer wieder interessant sind die Beiträge von Thomas Engelhard aus Iden, der gerade im Zuge der zunehmenden Lieferung GVO freier Milch auf Alternativen in der Proteinversorgung hinwies. Hier können Körnerleguminosen einen Beitrag leisten, sind aber aufgrund ernährungsphysiologischer Vorgaben bei der Wiederkäuerfütterung und aufgrund schwankender Nährstoffgehalte und Qualitätsunterschiede nur begrenzt einsetzbar. (pdf Herr Engelhard)

Herr Dr. Pries, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, stellte neue Erkenntnisse zur Silierung und Fütterung von Shredlage vor. Die Verdichtbarkeit und Lagerdichte in den Randbereichen des Silos ist bei Shredlage im Gegensatz zu kurz geschnittener Maissilage deutlich schlechter. In Fütterungsversuchen wurden jedoch keine signifikanten Unterschiede in der Verdaulichkeit, Futteraufnahme und Milchleistung zwischen Shredlage und konventioneller Maissilage festgestellt. Dennoch kam es bei der Fütterung von Shredlage in der Frühlaktation zu einem deutlich geringeren Körperkonditionsverlust, einer längeren Wiederkaudauer und höheren Pansen-pH-Werten. Die Fütterung von Shredlage scheint die Stoffwechselstabilität in der kritischen Phase der Früh- und Hochlaktation zu verbessern und damit direkt die Gesundheit der Milchtiere positiv zu beeinflussen. Frühere kritische Aussagen zum Einsatz von Shredlage sollten somit revidiert werden. (pdf Dr. Pries)

Die Ausführungen von Frau Dr. Reimann, TVL, beschrieben den Einsatz der Shredlage in einem Praxisbetrieb in Thüringen. Die positiven Erfahrungen des Betriebes führten zu der Erkenntnis, in diesem Jahr erneut Shredlage zu produzieren. (pdf Dr. Reimann)

Frau Muche, LKS Lichtenwalde, stellte einen Verdauungsversuch an Färsen mit zwei geschützten Fettvarianten vor und konnte bereits bestehende Erkenntnisse überzeugend bestätigen. (pdf Frau Muche)

Herr Dr. Richardt, LKS Lichtenwalde, fasste in bewährter Form die Analysenergebnisse von Mais- und Grassilagen der letzten Jahre zusammen und wies auf mögliche Probleme und Verbesserungspotentiale hin. Interessant waren auch die Informationen zu einem neuen Futterwertindex. Dieser fasst über die bekannten Kennzahlen der Silagequalität hinaus, einen optimalen Nährstoffgehalt entsprechend des Einsatzzweckes und eine hohe Futtermittelhygiene in einem Index zusammen und bietet eine objektive Vergleichskennzahl zur Silagequalität. (pdf Dr. Richardt)

Das 9. Thüringisch-Sächsische Fütterungskolloquium war wie immer sehr gut besucht. Mit ca. 170 Teilnehmern bestätigt sich die hohe Qualität dieser Veranstaltung. Wir bedanken uns bei der Futtermittelindustrie und anderen landwirtschaftlichen Dienstleistern für die Unterstützung der Veranstaltung und freuen uns auf eine rege Beteiligung im kommenden Jahr.

 

Dr. Ute Philipp