16.10.2017

Wie jedes Jahr fand traditionell unser bisher 10. Thüringisch-Sächsisches Fütterungskolloquium in Laasdorf, dem Zucht und Vermarktungszentrum des LTR statt. Trotz schönen Wetters und zahlreicher bereits stattgefundener und in den kommenden Wochen weiterer stattfindender Veranstaltungen konnten wir uns über eine rege Beteiligung freuen. Zahlreiche Firmen aus der Futtermittelindustrie sowie angrenzender Bereiche der Landwirtschaft haben die Veranstaltung begleitet und standen den Betrieben zur Beratung zur Verfügung.

Die Geschäftsführerin Frau Dr. Kleinhans stellte ausführlich die bisherigen Ergebnisse der MLP aus den Thüringer Betrieben und deren Bedeutung zur Verbesserung bzw. Optimierung der Gesundheit unserer Milchtiere vor. Dazu gehört auch ein durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gefördertes Forschungsprojekt Q-Check, welches mit Hilfe von Milch und Blutproben aus zwei Thüringer Milchviehbetrieben und die Unterstützung des TVL durchgeführt wird. Darüber hinaus konnte Frau Dr. Kleinhans neue, in Zukunft über den TVL angebotene Untersuchungsmethoden zur Analyse der Stoffwechselstabilität (Ketosescreening) und Eutergesundheit (Zelldifferenzierung) vorstellen. Im Fokus der Eröffnungsrede von Frau Dr. Kleinhans stand weiterhin die neue Struktur der aus dem LTR, der ZBH und dem TVL gemeinsam gegründeten neuen Partnerfirma Qnetics GmbH. (pdf Dr. Kleinhans)

Frau Prof. Mahlkow-Nerge von der Fachhochschule Kiel konnte in ihrem Beitrag zum Einsatz von Roggen in der Milchviehfütterung darstellen, dass unter Beachtung aller Rationseckwerte, vor allem strukturwirksame Rohfaser, Stärke- und Zuckerkonzentration, der Einsatz von Roggen ohne Mutterkorn als alleinige Getreidequelle in Milchviehrationen ohne Leistungs- und Gesundheitsbeeinträchtigungen möglich ist. (pdf Prof. Mahlkow-Nerge)

Herr Engelhard von der Landesanstalt für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau in Sachsen-Anhalt konnte in einem eigenen Versuch in Iden zur Futteraufnahme der Milchtiere im Transitbereich zahlreiche Aussagen treffen. Hohe TM-Aufnahmen a.p. konnten im hohen Maße durch optimierte Managementmaßnahmen erreicht werden. Herr Engelhard stellte mögliche Maßnahmen zur Verbesserung der Futteraufnahme vor und wies darauf hin, dass Controlling-Instrumente, wie die Bewertung der Pansenfüllung im geburtsnahen Zeitraum, zum Auffinden von Problemkühen zwingend zu nutzen sind. Bei diesen Kühen sind Prophylaxemaßnahmen zur Stoffwechselstabilität einzuleiten. (pdf Herr Engelhard)

Herr Dr. Koch von der Lehr- und Versuchsanstalt für Viehhaltung Neumühle stellte uns Fütterungskonzepte für Milchkühe während der Transitphase vor. Im Mittelpunkt seiner Ausführungen stand eine Reduktion von Stressoren, die gerade im geburtsnahen Zeitraum die Gesundheits- und Leistungsfähigkeit der Tiere beeinträchtigen. Herr Dr. Koch wies in eigenen Untersuchungen nach, dass die Verfütterung von polyphenolhaltigen Pflanzenextrakten eine nützliche Strategie darstellen kann, Entzündungs- und Stressreaktionen frühlaktierender Milchkühe zu reduzieren und damit die Tiergesundheit zu verbessern. (pdf Dr. Koch)

Herr Prof. Steinhöfel, Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie, gab einen Überblick über die Möglichkeiten und Grenzen der TMR-Fütterung. Neben den wesentlichen und überwiegenden Vorteilen des mittlerweile 25 jährigen Verfahrens stellte Herr Prof. Steinhöfel jedoch auch gravierende Unterschiede in der technischen Umsetzbarkeit dar. Hier gilt es durch regelmäßige betriebliche Kontrollen und optimierte Arbeitsabläufe die positiven Möglichkeiten voll auszunutzen. (pdf Prof. Steinhöfel)

Herr Prof. Hoffmann, Sächsischer Landeskontrollverband, stellte die Gefahren von nitrosativem und oxidativem Stress dar und beschrieb die in diesem Zusammenhang stehenden Erkrankungen bei Nutztieren. Die Möglichkeiten der Vermeidung derartiger Stressfaktoren liegen in einer optimierten Haltung und Fütterung. Die Auswirkungen von Haltungs- und Fütterungsfehlern sind sehr variabel, können durch eine Immunsuppression zu verstärkten Entzündungsreaktionen und Infektionen führen, zu Wachstums- und Fruchtbarkeitsstörungen sowie zu einer Zunahme von Stoffwechsel- und Organerkrankungen. (pdf Prof. Hoffmann)

Frau Dunkel von der Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft stellte Ergebnisse der Untersuchung zur Tränkwasserqualität in Thüringer Milchviehbetrieben dar. Frau Dunkel wies darauf hin, dass Nutztieren täglich entsprechend ihrem Bedarf Futter und Wasser in ausreichender Menge und Qualität bereitgestellt werden muss. Die physiko-chemischen Parameter des Tränkwassers entsprachen in allen untersuchten Betrieben den Orientierungswerten. Unterschiedliche Ergebnisse ergaben die Untersuchungen zur mikrobiologischen Qualität des Tränkwassers. Regelmäßige, jährliche Kontrollen sollten mögliche Kontaminationen belegen und Schwachstellen im Leitungssystem aufdecken. Hier besteht in den Betrieben vereinzelt Optimierungsbedarf. (pdf Frau Dunkel)

Herr Dr. Richardt, Landwirtschaftliche Kommunikations- und Servicegesellschaft Lichtenwalde, hat in drei Betrieben zwei verschiedene Rationsberechnungssysteme, deutsches- bzw. amerikanisches System, hinsichtlich verschiedener Parameter verglichen. Trotz einiger Abweichungen konnte ein Einfluss auf die Rationen und die Inhaltstoffe in der Milch nicht nachgewiesen werden. Deutliche Differenzen gab es in der Abschätzung des Azidose-Risikos. Hier erscheint es sinnvoll, in zukünftige Berechnungssysteme zusätzliche Parameter, wie Aminosäuren, abbaubare Stärke und uNDF zu integrieren. (pdf Dr. Richardt)

Insgesamt wurde allen Teilnehmern wiederum ein breites Spektrum an neuen und alten Informationen zur Milchviehfütterung vorgetragen. Die Weitergabe an Erkenntnissen aus der angewandten Wissenschaft in die landwirtschaftliche Praxis ist nach wie vor zwingend und die Basis einer weiteren Optimierung der Haltung und Fütterung unserer Milchtiere. Die Vorträge finden sie auf der Internetseite des TVL (www.tvlev.de). Wir bedanken uns bei allen teilnehmenden Betrieben, Institutionen und Sponsoren für das große Interesse.